Das Programmwahlrad
Die meisten Kameras bieten der Fotografin oder dem Fotografen verschiedene Belichtungsprogramme an welche schnell und einfach über das Wahlrad der Kamera eingestellt werden können. In diesem Artikel möchte ich darauf eingehen was die unterschiedlichen Einstellungen machen und wie man sie sinnvoll einsetzen kann.
Sollte kein Einstellrad vorhanden sein, dann hat die Kamera vermutlich leicht zugänglich im Menü die identischen Programme zur Auswahl.
Die Blendenvorwahl (Av)
Av ist die Abkürzung für Aperture value priority, im Allgemeinen auch bekannt unter dem Begriff „Blendenvorwahl“. Im Übrigen ist mir aufgefallen dass dieser Begriff in der Dokumentation zur eigenen Canon Kamera (ich glaub ich hatte hier im Blog mal erwähnt dass ich eine oder zwei hab) auftaucht. Die dortige Übersetzung ins Deutsche lautet „Verschlusszeitautomatik“
Viele Fotografen verlassen sich auf die Einstellung mit der Blendenvorwahl weil sich mit manueller Festlegung auf einen Blendenwert lediglich die Belichtungszeit ändert – je nach vorhandener Lichtsituation. Die aus der so definierten Blendenöffnung bestimmte Schärfentiefe der Aufnahme bleibt hierbei stets konstant.
Stellt man als Fotograf eine möglichst offene Blende ein (niedrige Blendenzahl) so hat man die Gewissheit dass die Kamera in diesem Programm stets die kürzest mögliche Belichtungszeit auswählen wird. Dies wiederum reduziert bei Aufnahmen ohne Stativ die Gefahr von verwackelten Bildern. Zudem sieht man das Bild mit der identischen Schärfentiefe im Sucher wie sie in der späteren Aufnahme sein wird.
Stellt man zudem den ISO-Wert auf Automatik, so erhält man einen enorm großen Bereich für die Zeitautomatik wenn man dabei bedenkt, dass der automatisch gesteuerte Zeitenbereich bei der EOS 500D von 1/4000 bis 30 Sekunden reicht.
Die Blendenautomatik (Tv)
Durch die Wahl der Verschlusszeit entscheidet ein Fotograf ob sein Bild scharf oder unscharf abgebildet wird. Bei all den verschiedenen Motivprogrammen und Automatik Einstellungen die so eine Spiegelreflexkamera bietet wird dies so weit es die gegebenen Lichtverhältnisse zulassen, auch berücksichtigt. Ein kreativer Fotograf möchte sich aber nicht permanent von seiner Kamera bevormunden lassen, sondern seine ganz persönlichen Vorstellungen realisieren. Bewegung allgemein wie zum Beispiel fließendes Wasser, ein Sportler oder ein fahrendes Motorrad wirken meist wesentlich dynamischer wenn sie in einem scharfen Umfeld in ihrer Bewegung unscharf hervorgehoben werden. Dazu muss man selbst eine Verschlusszeit vorwählen und so entscheiden, ob bewegte Objekte „eingefroren“ werden oder verschwommene Konturen erhalten sollen. Das Kreativprogramm „Blendenautomatik“ wählt hier die zur vorausgewählten Verschlusszeit passende Blende.
Bei meiner Canon EOS 500D kann man in diesem Programm eine Verschlusszeit zwischen 1/4000 Sekunde und 30 Sekunden einstellen. Die Belichtungsdaten werden dann im Sucher und auf dem LCD-Display angezeigt. Dort wird auch eine Warnung bei möglicher Über- beziehungsweise Unterbelichtung ausgegeben indem der Blendenwert blinkt. Wenn nicht gerade die ISO-Automatik aktiv ist, ist es ratsam, in solchen Fällen über den ISO-Wert noch Anpassungen vorzunehmen.
Der entscheidende Nachteil der Blendenautomatik ist, dass man hier die Schärfentiefe kaum beeinflussen kann und man sehr schnell mit hohen Blendenwerten fotografiert.
Die Schärfentiefenautomatik (A-DEP)
Wer sich mit der Theorie des Fotografierens beschäftigt liest ab und an den Satz „mit dieser Einstellung wird der Vordergrund und Hintergrund automatisch scharf gestellt“. Diese Aussage ist aber meiner Meinung nach nicht ganz korrekt. Diese Einstellung schließt einen rechnerischen Kompromiss zwischen dem gewünschten Schärfentiefe Bereich und dem fototechnisch optisch Machbaren. A-DEP nutzt die gegebene Schärfentiefe-Möglichkeiten optimal aus. Hierzu relevante Variablen sind der Abstand zum Motiv, die genutzte Brennweite sowie die gewählte Blendenöffnung. Die Schärfentiefenautomatik aktiviert je nach Motiv verschiedene Autofokus Messfelder und errechnet aus den so gewonnenen Messwerten eine optimale Schärfeneinstellung durch das Schließen der Blendenöffnung bis möglichst viele Ebenen scharf abgebildet werden. Zumindest ist das bei meiner EOS 500D so der Fall und meines Wissens nach arbeiten andere Kamera Hersteller hier nach dem gleichen Verfahren.
Die Programmautomatik (P)
„P“ steht für für die sogenannte programmierbare Automatik. Im Grunde handelt es sich hierbei um einen vollautomatischen Betriebsmodus. Allerdings hat man ein paar wenige Möglichkeiten Einfluss auf das Bildergebnis zu nehmen. Man kann beispielsweise den ISO-Wert vorgeben (oder begrenzen) oder den Blitz manuell steuern. Die Kamera errechnet dann alle weiteren Werte selbst so dass letztlich ein vernünftiges Bild entsteht.
Die Programmautomatik ist prima für Schnappschüsse geeignet um schnell und ohne groß nachdenken zu müssen vernünftige Aufnahmen machen will. Ich habe das Programm schon eingesetzt um mal eben schnell eine Bild aus einem fahrenden Zug zu machen. Und wie ich im Artikel über Aquarien schon geschrieben habe, möchte man keinen Blitz haben wenn man durch eine Glasscheibe fotografiert.
Die Kreativ-Automatik (CA)
Im Gegensatz zur Vollautomatik, bei der es nur möglich ist, Bildgröße und Betriesart zu steuern, bietet die Kreativ-Automatik der Canon EOS 500D noch einige zusätzliche Einstellmöglichkeiten. Sie ist im Grunde selbsterklärend und gerade für Leute die zum ersten Mal eine Spiegelreflexkamera in den Händen halten durchaus hilfreich.
Die Funktion „Hintergrund: Unscharf <-> Scharf“ verändert die Blendenpriorität von offener Blende mit geringer Schärfentiefe bis zur geschlossenen Blende für höhere Schärfentiefe.
Die funktion „Belichtung: Dunkler <-> Heller“ bietet die Möglichkeit eine Belichtungskorrektur um +/- 1 Belichtungsstufe in 0,5er Schritten vorzunehmen.
Wie schon angedeutet, wird diese Funktion einen eher ambitionierteren Fotografen nicht mehr hinter dem Ofen hervor locken. Ich finde es dennoch erwähnenswert, weil die EOS 500D gerade Anfängern die grundlegenden Begriffe in der Fotografie sehr anschaulich näher bringt.
Der manuelle Modus (M)
Dieser Modus darf natürlich nicht fehlen aber das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss. Hier kann – nein muss – der Fotograf alle Einstellungen selbst vornehmen. Und zwar von B wie Blende und Belichtungszeit bis I wie ISO-Wert. Dementsprechend ist dieses Programm nicht dazu geeignet um mal eben einen Schnappschuss zu tätigen. Selbst mit sehr viel Übung und Erfahrung reicht die Zeit für nen Schnappschuss kaum aus.
Ich mag diesen Modus besonders gerne bei Langzeitbelichtungen wärend der Dämmerung und in der Nacht. Hier soll die Kamera nicht so viel von alleine korrigieren wollen. Hier möchte ich so lange mit den Einstellungen spielen bis entweder mir das Ergebnis gefällt – oder die Dämmerung schon wieder vorbei ist 😉
Zusammengefasst, könnte man über das Programmwahlrad und die verschiedenen Aufnahme Programme sagen dass es für jede Situation eine praktische Lösung gibt. Ob und wie man diese auch annimmt, liegt ganz und allein in den Händen der Fotografin / des Fotografen. Ich gebe auch zu, dass vor allem wenn es die Aufnahmesituation auch zulässt, ich testweise mit dem Automatikprogramm eine Aufnahme mache – nur um mit die Meinung der Kamera einzuholen. Denn die Mess- und Berechnungsprogramme in der Kamerasoftware sind gar nicht schlecht – sie sind nur nicht so kreativ wie ein Mensch es sein kann.